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Grüne fordern gentechnikfreie Zone in Lohmar

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In einem Artikel im Kölner Stadt-Anzeiger vom 17. Juni 2010 wird von einer Ackerfläche im Lohmarer Stadtgebiet berichtet, auf der zum einen ein Versuchsflächen-Schild des US-Gentechnik-Konzerns Monsanto steht und das zum anderen laut Kreissprecherin als entsprechende Versuchsfläche genehmigt sei.

Bei kaum einem anderen umweltpolitischen Thema herrscht in Deutschland so viel Einigkeit wie bei dem Thema Agro-Gentechnik. Viele Menschen sind gegenüber der Anwendung der Gentechnik in Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung skeptisch. Sie sorgen sich um ihre Gesundheit oder befürchten Schäden für die Umwelt. Die weit überwiegende Mehrheit der deutschen VerbraucherInnen sieht in den Gentech-Pflanzen keinen Nutzen, der es rechtfertigt, die menschliche Gesundheit und die Vielfalt in der Natur den Risiken dieser Technologie auszusetzen.

Für die kommende Ratssitzung fordern die Grünen in Lohmar deshalb:

  1. Für die Flächen, die sich im Eigentum der Stadt befinden, werden keine gentechnisch veränderten Organismen ausgebracht.
  2. Die Stadt Lohmar wendet sich an alle auf ihrem Stadtgebiet wirtschaftenden Landwirte und an die Pächter von landwirtschaftlichen Flächen, dass sie im Wege der Selbstverpflichtung keine Gentechnik im Pflanzenbau und in der Tierhaltung einsetzen.
  3. Die Stadt Lohmar bittet
    • alle auf ihrem Stadtgebiet wirtschaftenden Landwirte, Pächter von landwirtschaftlichen Flächen und alle Tierhalter, dass sie keine Futtermittel mit gentechnisch veränderten Zutaten kaufen und bittet gleichzeitig die Anbieter von Tierfutter Alternativen zu Gen-Futter anzubieten;
    • den Lebensmittelhandel, dass er keine Produkte mit gentechnisch veränderten Zutaten anbietet;
    • die Verbraucher, sich zu bemühen, keine Lebensmittel mit gentechnisch veränderten Bestandteilen einzukaufen.

Ein einfacher Weg, die Ernten vor gentechnischer Verunreinigung zu schützen, ist die Einrichtung möglichst großräumiger gentechnikfreier Regionen. Rechtlich ist dies möglich auf der Basis freiwilliger Vereinbarungen, die die Bauern miteinander abschließen. Vorreiter waren hier elf konventionell und vier biologisch wirtschaftende Bauern, die sich in Mecklenburg – Vorpommern mit Unterstützung des Deutschen Bauernverbandes im November 2003 zur gentechnikfreien Region „Warbel-Recknitz“ zusammengeschlossen haben. Weitere Initiativen sind inzwischen gestartet worden. Doch nicht nur Bauern haben einen Nutzen von gentechnikfreien Regionen, sondern auch die Verpächter von landwirtschaftlicher Flächen. Denn der Wert des Bodens kann vermindert werden, wenn dort verbleibende Gentech-Samen eine Umstellung auf gentechnikfreie Produktion über Jahre unmöglich machen. Auch deshalb haben fast alle evangelischen Landeskirchen auf ihren Flächen ein Verbot des Anbaus von Gentech-Pflanzen empfohlen.

Da solche Vereinbarungen gleichermaßen im wirtschaftlichen Interesse von Landwirten und Verpächtern sind und obendrein zeitlich befristet werden können, sollte es auch bei uns möglich sein, einen entsprechenden Konsens zwischen den Betroffenen herzustellen. 

Ende 2003 veröffentlichte Untersuchungsergebnisse aus England zeigen einen dramatischen Rückgang von Insekten- und Vogelpopulationen durch den Einsatz von Totalherbiziden in den Gentech-Kulturen. Es liegt deshalb nicht nur im Interesse der Bauern, sondern der Öffentlichkeit insgesamt, solche Technologien zu vermeiden.

Folgende Gesichtspunkte sprechen für die Prüfung zur Einrichtung einer gentechnikfreien Stadt:

  • Unübersehbare Kosten die durch die Agro-Gentechnik auf die Landwirte zukommen können vermieden werden.
  • Vermarktungsprobleme, die z.B. für Ökolandwirte entstehen, können verhindert werden.
  • Dem zu erwartenden Vertrauensverlust beim Verbraucher (besonders bedeutsam bei Direkt- oder regionaler Vermarktung) kann entgegengewirkt werden.
  • Bestehende Märkte können erhalten werden.
  • Die bäuerliche Unabhängigkeit gegenüber den Saatgutfirmen bleibt erhalten.
  • Konflikte zwischen Nachbarn zu Haftungsfragen können vermieden werden.
  • Unnötige Risiken für Mensch und Natur werden vermieden.
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